Tretjakow, Alexej

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Alexej Tretjakow schafft aus der Emotion heraus. Das ist seinen weit ausgreifenden Pinselstrichen und dem pastos gespachtelten Farbauftrag unmittelbar abzulesen. Den Beginn seiner künstlerischen Karriere hat ein befreundeter Schriftsteller, Witali Dikson, im jüngsten Katalog zu Alexej Tretjakow als sprudelnde Champagnerflasche geschildert, die p...
Alexej Tretjakow schafft aus der Emotion heraus. Das ist seinen weit ausgreifenden Pinselstrichen und dem pastos gespachtelten Farbauftrag unmittelbar abzulesen. Den Beginn seiner künstlerischen Karriere hat ein befreundeter Schriftsteller, Witali Dikson, im jüngsten Katalog zu Alexej Tretjakow als sprudelnde Champagnerflasche geschildert, die plötzlich entkorkt wurde. Denn zunächst war Tretjakow, der 1965 in Angarsk im Gebiet Irkutsk am Baikalsee geboren wurde, als Flugzeugingenieur beim Militär tätig. Doch schon mit Mitte 20, gleich zu Beginn der 90er Jahre, entschied er sich für eine künstlerische Laufbahn und nahm an den ersten Ausstellungen teilannen.
Das künstlerische Aufgreifen mythologischer Erzählungen und biblischer Geschichten etwa bildet, auf dem Fundament des eigenen tiefempfundenen Glaubens, einen wichtigen Fundus, aus dem Alexej Tretjakow Bildmotive schöpft. In der bildlichen Nacherzählung dieser Geschichten finden wir Anhaltspunkte für eine Objektivierung der Emotionen des Künstlers wie des Betrachters. Einer drohenden Beliebigkeit der abstrakten expressiven Malerei weicht Tretjakow damit zuverlässig aus.

Nicht aus der griechischen Mythologie, sondern aus dem Erzählungsschatz der Bibel schöpft "Saul". Saulus ist der Name des Apostels Paulus, bevor er durch eine Erleuchtung bekehrt wurde, sich von seiner verbiesterten Christenverfolgung abwandte und fortan christlich missionierte. "Damaskus-Erlebnis" nennt man den Moment seiner Christusbegegnung, die seine Bekehrung oder allgemein seine Einsicht zur Folge hatte. Der Begriff hat Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden, um ein einschneidendes, Besserung bewirkendes Erlebnis zu beschreiben. Das Damaskus-Erlebnis des Saulus ist selbstverständlich vielfach in der Kunstgeschichte dargestellt worden. Der ikonographische Typus dieses Sujets ist dabei der Mann (Saulus), der vom Pferd fällt, als er ein grelles Licht sieht. Das ist der Hintergrund, vor dem das Gemälde von Alexej Tretjakow bestehen muß. Und wir sehen erneut, daß er sich aus der Affäre zieht, indem er einen ungewohnten Aspekt der Erzählung ins Bild hebt. Hervor­gehoben sehen wir hier nämlich nicht die Lichterscheinung, die Saulus für drei Tage erblinden läßt, sondern die Hände. Die Hände, mit denen Christen gesteinigt wurden und die Hananias aus Damaskus dem Saulus schließlich auflegt, um ihm das Augenlicht wiederzuschenken.

Diese Abweichung von der ikonographischen "Vorlage" sozusagen gründet dabei nicht etwa in der mangelnden Fähigkeit, Pferde abzubilden. Alexej Tretjakow hat viele lebendige und kraftstrotzende Gemälde von Pferdeherden oder Gruppen von Stieren geschaffen, die er auch hier zur Ausstellung mitgebracht hat.

Wir finden weitere literarische Anspielungen in der Figurenbildern Tretjakows. Sehr niedlich ist beispielsweise das Gemälde seiner Tochter, die hier wie Peter Pan oder die Fee Tinker Bell in die Luft schwebt.

Stadtansichten hat Tretjakow uns auch diesmal natürlich wieder mitgebracht, einen Blick ins Saaletal, die Wagnergasse, auf das alte Hochschulgebäude der Friedrich-Schiller-Universität.

Ich möchte Sie jetzt Ihren Eindrücken überlassen und wünsche Ihnen einen angenehmen Abend. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar
(Zitat von der Vernisage mit Alexej Tretjakow)

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